Erhöhung des Renteneintrittsalter geht an der Lebensrealität vorbei

Pressedienst vom

Die Arbeitskammer des Saarlandes spricht sich klar gegen eine Erhöhung des Renteneintrittsalters aus. „Eine höheres Renteneintrittsalters wird die sozialen Ungerechtigkeiten verstärken. Stattdessen ist es notwendig, das System der Alterssicherung grundlegend zu reformieren und die Arbeits- und Einkommenssituation im Land zu verbessern“, sagt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer.

Nach geltender Rechtslage wird die Altersgrenze für die Rente ohne Abschläge bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben. „Der Vorschlag, das Eintrittsalter noch weiter zu erhöhen und an die Entwicklung der Lebenserwartung zu koppeln, geht an der Lebensrealität vieler Beschäftigter vorbei“, so Otto.

Aktuelle Daten für 2019 zur Entwicklung der Lebenserwartung zeigen, dass 17 % der Verstorbenen das 67. Lebensjahr nicht erreichten. Bei einem Renteneintrittsalters von 69 Jahren – wie von mehreren arbeitgeberfreundlichen Wirtschaftsinstituten vorgeschlagen –würde fast jeder Fünfte (19,8 %) vor dem Renteneintrittsalter sterben. Menschen, die ihr Leben lang körperlich schwer arbeiten, und Niedriglohnbezieher haben in der Regel eine eher geringere Lebenserwartung. „Die Rente mit 69, aber auch schon mit 68, führt deshalb mit Blick auf die Lebensleistung der Menschen zu massiven sozialen Ungerechtigkeiten“, so Otto.

Außerdem lag das durchschnittliche Eintrittsalter in die Altersrente in den alten Bundesländern 2019 bei den Männern sogar nur bei 64,1 Jahren, bei den Frauen bei 64,6 Jahren. „Die Rente mit 67 wirkt also bereits jetzt wie eine Rentenkürzung, weil viele bei der Altersrente Rentenanschläge in Kauf nehmen müssen“, so Otto.

Und Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit haben bei den Rentenzugängen bereits einen Anteil von 16,3 %. „Wichtiger als eine Diskussion über einen späteren Renteneintritt ist also die Frage, was zu tun ist, damit die Beschäftigten gesund und als Beitragszahler die Regelaltersgrenze erreichen“, so Otto

„Die Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Rentenversicherung aufgrund des demografischen Wandels ist sicherlich ein Problem“, so Otto. „Deshalb ist eine grundlegende Reform der Alterssicherung absolut notwendig und dringend geboten“, fordert Otto.  Die Alterssicherung sollte wieder eine Lebensstandartsicherung und ein Rentensicherungsniveau von mind. 50 % als Ziel haben. Dazu notwendig wären unter anderem eine Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze und das Auslaufen der Rieser-Rente.

„Damit die Renten zukünftig armutsfest sind, ist es außerdem grundlegend, Niedriglöhne und prekäre Beschäftigung schon jetzt zu bekämpfen. Auch die Tarifbindung muss gestärkt werden. Der Mindestlohn muss bis 2024 auf mindestens 13 Euro angehoben werden. Und Arbeitsplätze müssen alternsgerecht gestaltet werden“, fordert Otto abschließend.
 

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