AK: Kosten der Krise nicht auf dem Rücken der Beschäftigten

Pressedienst vom

„Die Kosten der Corona-Krise und weiterer Krisen dürfen nicht einseitig von den Beschäftigten getragen werden. Außerdem muss das herausragende Engagement von Beschäftigten in systemrelevanten Berufen gewürdigt, wertgeschätzt und ihre Bezahlung der gesellschaftlichen Relevanz angemessen erhöht werden“, sagt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes. „Dabei darf nicht in Vergessenheit geraten, dass die Krise – insbesondere im Saarland – bereits vor der Pandemie begann“, so Otto. Die Arbeitskammer hat jetzt eine AK-Analyse veröffentlicht, die sich mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf Wirtschaft und Beschäftigung skizziert.

Die Wirtschaftskrise vor der Pandemie ist geprägt von einem enormen Struktur- und Technologiewandel. „Die ökonomischen Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen also zeitlich auf eine konjunkturelle und strukturelle Krisensituation. Die Corona-Pandemie wirkt hier wie ein Katalysator“, so Otto.

Die AK-Analyse zeigt, dass das Saarland nach wie vor stark abhängig ist von seiner Industrie. Diese steht neben außenwirtschaftlichen Risiken vor einer Reihe weiterer enormer Herausforderungen: Diesel-Problematik, Digitalisierung und Automatisierung, Elektromobilität, Umweltauflagen. Dabei wurde im Saarland bereits vor der Corona-Pandemie erheblich sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe (2019: -1,2 % bzw. -1.157 Personen) sowie in den Schlüsselindustrien abgebaut. Aufgrund der Unsicherheiten infolge der Corona-Krise wurden bei den aktuellen Tarifrunden nun Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung in den Vordergrund gerückt; Forderungen nach Lohnerhöhungen wurden vorerst weitgehend zurückgestellt.

Und bei den Beschäftigten in sogenannten systemrelevanten Berufen zeigt sich gerade jetzt in der Krise, dass sie unter den Einschränkungen der über Jahrzehnte erkämpften Arbeitsrechte leiden. Die Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf acht beziehungsweise zehn Stunden für zahlreiche Berufe wurde abgeschafft, das Verbot der Sonntagsarbeit weiter gelockert, die Ruhezeit zwischen zwei Tagen verkürzt, die Pausenzeiten halbiert und die Ladenöffnungszeiten ausgeweitet. Die Leiharbeit im Landwirtschaftsbereich wurde weiter dereguliert. Viele Personen fallen - in die finanziell noch immer zu niedrig ausgestaltete - Kurzarbeit oder sogar in die Grundsicherung. Daneben wurden die geplante gesetzliche Einschränkung befristeter Arbeitsverhältnisse sowie die Einführung des Lieferkettengesetzes vorerst ausgesetzt.

 „Es stellt sich besonders jetzt die Frage, warum Arbeit mit enorm hoher gesellschaftlicher Relevanz nicht eine entsprechende Entlohnung erfährt. Aufgrund der systematischen Unterbewertung vieler „systemrelevanter“ Berufe bedürfen diese dringend einer dauerhaften (finanziellen wie auch gesellschaftlichen) Anerkennung und Wertschätzung über die aktuelle Krise hinaus – dies muss bereits bei der Ausgestaltung der Ausbildungsbedingungen beginnen.

Um die Krise mit möglichst geringen Folgen für Wirtschaft und Beschäftigung überstehen zu können, braucht es aus Sicht der Arbeitskammer ein Konjunkturpaket, mit dem gleichzeitig der ökologische Umbau der saarländischen Wirtschaft gefördert, der Aufholprozess im Bereich Digitalisierung eingeleitet und gleichzeitig für Gute Arbeit gesorgt wird.

 

 

AK-Analyse: Auswirkungen der Corona-Krise auf Wirtschaft und Beschäftigung

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