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Titelthema zur Krise
„Wir werden hier im

Saarland zusammenhalten“

LEITARTIKEL Jörg Caspar und Thomas Müller fordern die Politik zum Handeln auf

Die aktuelle Energiekrise stellt die saarländischen Arbeitnehmerinnen nauigkeit, wie die oben genann-
und Arbeitnehmer direkt im Anschluss an die Corona-Krise erneut vor ten haushaltsspezifischen Infla-
große Herausforderungen. Viele Betroffene haben Angst davor, dass sie tionsraten zeigen.
am Ende ihre Rechnungen für Warmwasser und Heizung nicht mehr Die ursprünglichen Pläne für
bezahlen können. Die Vorstandsspitze der Arbeitskammer begrüßt die eine Gasumlage, die einen wa-
Maßnahmenpakete der Bundesregierung, mahnt aber an, dass am Ende ckelnden Energieversorger ret-
niemand durch das Raster fallen darf. ten sollte und gleichzeitig ge-
sunde Unternehmen mit massi-
Von Jörg Caspar nicht gleichermaßen treffen. Aus ven Gewinnen, die sie wegen
und Thomas Müller Sicht der Arbeitskammer wäre der gestiegenen Gaspreise ge-
es hier sinnvoll, mit dem Instru- rade verbuchen, begünstigt
Die 15-jährige Tochter einer Be- ment der Direktzahlungen die hätte, hielten wir als Arbeits-
kannten hat vor ein paar Wo- unteren Einkommensbezieher kammer von Anfang an für einen
chen zu ihrer Mutter gesagt: „Du von den krisenbedingten Mehr- großen Fehler. Hier stimmen wir
Mama, habt ihr das gut, dass ihr belastungen stärker zu entlas- mit dem Ökonomen Marcel
schon so alt seid. Für uns ist die ten. Fratzscher, dem Präsidenten
Zukunft so ungewiss.“ Und das Viele Beschäftigte, aber auch des Deutschen Instituts für
zu einem Zeitpunkt, als noch Rentnerinnen und Rentner und Wirtschaftsforschung, völlig
niemand so genau wusste, was Studierende, haben in den letz- überein: Es wäre falsch und un-
es konkret bedeutet, wenn ten Wochen Berechnungen für redlich gewesen, wenn die Bun-
Russland die Ukraine angreift. ihre Heizkostenabschläge be- desregierung Verluste soziali-
Die junge Frau hatte eher noch kommen. Gespräche mit Betrof- siert hätte, indem sie alle Bürge-
Corona im Sinn mit all den Ein- fenen in den Betrieben und rinnen und Bürger für erhöhte
schränkungen und Zumutungen Dienstsstellen haben uns ge- Energiekosten zahlen lässt, und
für die jungen Menschen, die zeigt, wie drastisch diese Erhö- auf der anderen Seite Gewinne
Schulschließungen und Heim- hungen ausfallen und wie eng privatisiert werden. Zum Glück
unterricht mit sich gebracht ha- es für viele im Winter werden ist die Gasumlage vom Tisch.
ben. Und auch die Klimakrise wird. Das macht uns große Sor- Richtig ist hingegen, dass die
mit Waldbränden und Über- Bundesregierung Ende Sep-
schwemmungen bereitet ihr tember einen 200 Milliarden
große Sorge. Wir brauchen starke Euro schweren „Abwehrschirm“
Und jetzt? Die Ängste vor ei- Tarifbewegungen, mit aufgespannt hat. Eine Strom-
ner ungewissen Zukunft neh- Lohnerhöhungen und Gaspreisbremse ist das Mit-
men dramatisch zu. Wie das Co- müssen wir den tel der Wahl: Arbeitnehmerinnen
rona-Virus unser Leben im und Arbeitnehmer werden spür-
Herbst und bevorstehenden Preissteigerungen bar entlastet. Energieintensiven
Winter beeinflussen wird, ist begegnen Betrieben wird unter die Arme
noch nicht ausgemacht. Klar ist Jörg Caspar gegriffen, damit sie nicht ihren
aber schon, dass viele Arbeit- AK-Vorstandsvorsitzender Betrieb einstellen müssen. Denn
nehmerinnen und Arbeitnehmer am Ende sorgen diese Betriebe
heute nicht wissen, wie sie im für Beschäftigung. Und sie sor-
Winter über die Runden kom- gen dafür, dass wir täglich ver-
men werden. Den Grund kennen sorgt werden, zum Beispiel mit
wir alle: Die Energiepreise stei- Brot- und Backwaren; mit
gen ins Unermässliche, genauso gen! Nach Zahlen des Deut- Grundnahrungsmitteln, die auch
die Inflation. Und damit auch die schen Instituts für Wirtschafts- noch für alle bezahlbar bleiben
Preise für die Dinge des tägli- forschung (DIW) steht jeder müssen.
chen Bedarfs. So betrug nach dritte Haushalt ohne ersparte Die Grundidee des Preisde-
einer Studie der Hans-Böckler- Rücklagen da. Die Corona-Pan- ckels bei der Abnahme durch-
Stiftung die haushaltsspezifi- demie hat vielen Menschen schnittlicher Mengen ist der
sche Inflationsrate im Mai 2022 nicht nur persönliche, sondern richtige Weg. Es gilt, ein prakti-
für Paare mit zwei Kindern und auch finanzielle Einschränkun- kables und transparentes Mo-
geringem Einkommen 8,9 Pro- gen abverlangt. dell zu entwickeln. In einigen
zent, die für Singles mit sehr ho- Die Entlastungspakete der Branchen sind die Tarifverhand-
hem Einkommen 6,5 Prozent. Bundesregierung sind gut und lungen bereits im vollen Gange,
Diese Zahlen zeigen, dass die richtig, wir als Arbeitskammer in anderen stehen sie bevor. Aus
Preissteigerungen die Arbeit- sind aber der Auffassung: Es be- unserer Sicht brauchen wir
nehmerinnen und Arbeitnehmer darf hier einer höheren Zielge- starke Tarifbewegungen und

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