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Arbeitswelten
Viel Abwechslung, Verantwortung
und Beitrag zum Heimatschutz
PORTRÄT Sven G. ist Berufssoldat beim Landeskommando in Saarlouis
Von Katja Sponholz (Text und Foto)
Auf den ersten Blick erscheint seine Berufslaufbahn un- fang ein mulmiges Gefühl“, meint er. Aber auf der anderen
gewöhnlich. Denn nach seiner Ausbildung zum Forstwirt Seite werde man in den drei Jahren der Ausbildung in al-
entschied sich Sven G. (Name auf Wunsch ab- len Lehrgängen darauf vorbereitet, dass man
gekürzt) „etwas mit Tieren“ zu machen oder Wir profitieren in später genau mit solchen Situationen auch
zum Militär zu gehen. Den Zuschlag bekam umgehen könne. Gleichwohl genießt es der
die Bundeswehr: Mit 19 Jahren verpflichtete diesem Land von 37-Jährige heute seinen festen Platz im Saar-
sich der heute 37-Jährige aus Wadern für zu- Werten, die in vielen land und neue Aufgaben gefunden zu haben.
nächst zwölf Jahre. Doch so abwegig war die- Ländern auf der Welt Etwa die Hälfte davon bedeutet Büroarbeit.
ser Schritt gar nicht, meint Sven: „Ich wollte ihresgleichen suchen. So bereitet er etwa Übungen vor, fordert
weiter Geländearbeit machen und draußen Und wir sind der Plätze an, berechnet Munition, organisiert
sein und war schon immer abenteuerlustig! Meinung, dass man Fahrzeuge oder schreibt Beurteilungen.
Und bei der Bundeswehr stellt man sich vor, Auch seine Abenteuerlust kommt durch die
dass man das genau so dort findet.“ Und so das verteidigen muss. regelmäßigen Übungen unter freiem Himmel
war es auch. Zwar habe er sich in den ersten mit Ausbildung zum Schießen oder Wald-,
zwei Jahren nicht vorstellen können, tatsäch- Orts- und Häuserkampf nicht zu kurz. Und es
lich einmal Berufssoldat werden zu wollen, ist noch mehr, was ihn antreibt: „Wir profitie-
mittlerweile hält er der Truppe jedoch schon ren in diesem Land von Werten, die in vielen
seit 18 Jahren die Treue. Als Angehöriger des Ländern auf der Welt ihresgleichen suchen.
Landeskommandos Saarland in Saarlouis mag er sich Und wir sind der Meinung, dass man das mit allen verfüg-
mittlerweile keinen anderen Job mehr vorstellen. baren Mitteln verteidigen muss.“ Weitere Karriereschritte
sind aktuell eher zweitrangig für ihn: „Ich denke nicht in
Dabei war der Beginn für ihn gar nicht mal so leicht. Vor Zahlen oder Gehaltsstufen. Mir geht es hauptsächlich da-
allem die immer neuen Orte im Bundesgebiet und der rum, dass ich den Heimatschutz weiter begleiten kann.“
ständige Wechsel der Kameraden bei den Lehrgängen
hätten ihm „nicht so gelegen“. Doch nach seiner Ausbil- Das Thema „Bäume und Holz“ hat ihn trotzdem nie ver-
dung zum Infanteristen und Einzelkämpfer und nicht zu- lassen, gibt er lächelnd zu. Wohl auch deshalb zieren
letzt mit seinem Feldwebeldienstgrad wurde das anders: mehrere Bonsai-Bäume sein Büro. Was ihn daran faszi-
„Da hat es dann irgendwann Klick gemacht“, blickt er zu- niert: „Dass man lebenslange Begleiter hat und dass man
rück. „Und heute ist es in Stein gemeißelt.“ Von Lehrgang sie durch Aufmerksamkeit und Pflege in ein gewisses
zu Lehrgang und je mehr Führungsverantwortung er Stadium bringen kann.“
übernehmen konnte, habe er gemerkt, dass ihm das Or-
ganisieren und Führen wirklich liegt. Diesen Weg ging er
dann kontinuierlich und erfolgreich weiter: Seit fünf Jahren
ist Sven G. Ausbildungsoffizier im Landeskommando
Saarland und Kompaniechef der Heimatschutzkompanie. HINTERGRUND
Vor allem die Zusammenarbeit mit den 140 Reservisten
ist etwas Besonderes für ihn: „Sie hängen mittwochs den Um als Anwärter für die Laufbahnen der Unter-
Hammer an den Nagel in ihrem originären Beruf, dann of fiziere, Feldwebel oder Offiziere eingestellt zu
kommen sie zu uns bis sonntags und gehen dann mon- werden, muss man mindestens 17 Jahre alt sein.
tags wieder zurück in ihren normalen Job. Das heißt, sie Je nach angestrebter Laufbahn wird mindestens
wollen etwas für ihr Vaterland tun. Das ist eine ganz ganz ein Hauptschulabschluss oder ein Realschulab-
große Erfüllung, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“ schluss verlangt, für einige Positionen auch das
Abitur oder eine abgeschlossene Berufsausbil-
Dass es vor allem für Zeit- und Berufssoldaten ein beson- dung. Infos: https://bewerbung.bundeswehr-
derer Beruf ist, der auch ein besonderes Engagement er- karriere.de
fordert und sogar lebensgefährliche Situationen beinhal-
ten kann, wurde dem Saarländer nicht zuletzt bei seinen Das Gehalt von Soldaten und Beamten der
zwei Auslandseinsätzen in Afghanistan im Rahmen der Bundeswehr ergibt sich aus den Besoldungs-
NATO-Einsätze „ISAF“ und „Resolute Support“ deutlich. gruppen A und B und wird durch das Bun-
Jeweils sechs Monate war er in Masar-e Scharif: 2013 als desbesoldungsgesetz geregelt. Es ist abhängig
Gruppenführer in einer Infanteriekompanie und 2019 bei vom jeweiligen Dienstgrad bzw. dem jeweiligen
der Ausbildung von Afghanen. Dass die Weisheit „Zurück Amt und dem Familienstand. In der Besoldungs-
kommt ein anderer“ stimmt, kann Sven G. bestätigen. Und gruppe A reicht die Spannweite von 2.700 bis
auch, dass es wohl für alle Soldaten auch mal Situationen 8.700 Euro. ks
gibt, in denen man Angst empfindet. „Jeder hat am An-
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