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Aus der Praxis II
Vom Bosch-Sommercamp
zum Elektrotechnik-Studium
STUDIUM Lea Gallei lernt, Industrieroboter zu programmieren
Ursprünglich wollte Lea Gallei
nach der Realschule Erzieherin
werden. Heute programmiert die
25-jährige Homburgerin mit
Begeisterung Industrieroboter.
An der Hochschule für Technik
und Wirtschaft des Saarlandes
(htw saar) studiert sie Elektro- Lea Gallei
und Informationstechnik im im Auto-
Master. Wie es zu diesem matisierungs-
Sinneswandel kam. Foto: Silvia Buss Labor vor
dem Industrie-
Von Silvia Buss roboter
Kuka KR16.
Manchmal braucht es nur ein Falt-
blatt und ein Leben geht in eine spanne von bis zu fünf Jahren für technik, Elektrische Energiesys-
ganz andere berufliche Richtung. Weiterbildung anbot, hat ihr die teme oder Elektronik und Infor-
Als Lea Galleis Realschullehrer ei- Entscheidung zusätzlich erleich- mationstechnik entscheiden
nes Tages einen Flyer mitbrachte, tert. Zunächst hieß es dann aber, müsse, werde es dann anders.
der auf ein technisches Sommer- das (verkürzte) Fachabitur nach- „Viel praktischer, da sieht man
camp für Schüler und Schülerin- zuholen. Ein Jahr später bewarb dann, auf welchen Beruf das Stu-
nen bei Bosch in Homburg hin- sich Lea Gallei an der htw saar dium hinausläuft“, betont die Stu-
wies, dachte sie sich: Warum und konnte ihr Bachelor-Studium dentin. Sie selbst wählte Automa-
nicht? Eigentlich wollte sie nach antreten. Nur Saarbrücken biete tisierung. „Da programmiert man !
der Schule eine Ausbildung zur einen Kombi-Studiengang aus unter anderem Industriesteuerun-
Erzieherin machen, aber eher, weil Elektro- und Informationstechnik gen, Geräte, die dann Fertigungs- An der htw saar
ihr nichts anderes einfiel als aus an, weiß Lea Gallei, die zunächst anlagen oder auch Industrierobo- sind aktuell
Überzeugung. „Als Kind hatten wir zwischen den beiden Fächern ter steuern“, erklärt sie. „Man pro- 5.989 Studie-
unter Freundinnen die Idee, dass schwankte. Diese Kombi und die grammiert alles das, was dann in rende einge-
wir später zusammen eine Kita gute Autobahnanbindung gaben der Industrie nicht mehr von Men- schrieben.
aufmachen“, erinnert sich die bei der Wahl der Hochschule den schen erledigt wird, sondern von Darunter sind
heute 25-Jährige lachend. Doch Ausschlag. Maschinen“. Und etwas zu pro- 1.239 Studie-
im Bosch-Sommercamp lernte grammieren, was etwas Prakti- rende mit nicht
sie dann, wie man Platinen lötet Engagement in der sches bewirke, das finde sie eben deutscher
und sich selbst ein Radio baut. Fachschaft daran so „faszinierend“. Dass sie in Staatsangehö-
Das gefiel ihr so gut, dass sie sich ihrem Jahrgang nur zwei Frauen rigkeit. Diese
gleich danach bei Bosch um eine Elektrotechnik und Informatik unter lauter jungen Männern sind, internationalen
Azubi-Stelle als Elektronikerin für gelten beide gemeinhin als macht Lea Gallei, die mit zwei Studierenden
Automatisierungstechnik bewarb. schwierige Studienfächer. In den Brüdern aufwuchs, gar nichts aus. kommen aus 67
„In der Schule habe ich sowieso ersten Semestern werden viele Sie fühlt sich akzeptiert. Und en- Ländern. Die htw
immer Mathe, Physik, Chemie ge- Grundlagen vermittelt, in Physik, gagiert sich in der Fachschaft und saar bietet
liebt und eine Neigung zu Mathe Mathe und Elektrotechnik. Das sei vielen anderen Gremien der derzeit 68
gibt’s bei uns schon öfter in der sehr viel Theorie und für manche Hochschule. Studiengänge,
Familie“, erklärt Lea Gallei. Des- etwas abschreckend, sagt Lea In wenigen Semestern wird sie davon
halb hätte sich auch niemand in Gallei. Aber, wenn man wie sie ihren Master in der Tasche haben. 43 Bachelor-
ihrem Umfeld über diese eher und viele ihrer Kommilitonen Dann stehen ihr viele Möglichkei- und Master-Stu-
frauenuntypische Berufswahl ge- schon eine Ausbildung habe, ten offen. In der Industrie braucht diengänge,
wundert. „sollte man das eigentlich ohne man Leute wie sie. „Vielleicht 12
Nach der Ausbildung, die sie Probleme hinbekommen“, meint werde ich erst mal am Institut Deutsch-Franzö-
bestätigt hatte, das Richtige ge- sie. Denn man habe Grundlagen, bleiben, vielleicht auch promovie- sische Studien-
wählt zu haben, entschloss sich auf denen sich aufbauen ließe. ren“, sagt sie. Nur aus dem Ki- gänge,
Lea Gallei, noch weiter zu gehen. Und auch ohne sei es zu schaffen, ta-Projekt wird nichts mehr. Mit 5 Duale
„Weil ich so gerne Neues gelernt sofern man zum Lernen bereit sei den Freundinnen aus ihrer Kind- Studiengänge
hab, dachte ich, ich probiere es und mit Mathe nicht gerade auf heit, die inzwischen Erzieherinnen mit der ASW
doch gleich mit einem Studium“, Kriegsfuß stehe. Ab dem vierten sind, ist die angehende Ingenieu- gGmBH und
sagt sie. Dass Bosch ihr durch Semester, wenn man sich für eine rin aber immer noch gleich gut 8 Weiterbil-
eine Betriebsvereinbarung eine der drei möglichen Vertiefungs- befreundet. „Daran hat sich nichts dungsstudien-
„Rückkehrgarantie“ für eine Zeit- richtungen Automatisierungs- geändert“, sagt sie und lacht. gänge.
AK-Konkret Spezial 2|25 · III