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Kunst + Medien
REINGEHÖRT Leuchtende Teppiche,
Guter Mix, Aquarelle und Ölbilder
der überzeugt EPPELBORN Den Künstler Jean Lurçat entdecken
Wer bisher keinen Grund sah, Ludwigs Erbe wurde in Form ei-
nach Eppelborn zu fahren, hat ner Stiftung zum Grundstock einer
jetzt einen. In einem unscheinba- Kunstsammlung, die im Jean Lur-
ren einstigen Schulhaus kann çat-Museum mündete. Mit bisher
man dort das Werk des erstaunli- 430 Werken kann es in wechseln-
chen Künstlers Jean Lurçat ent- den Ausstellungen die ganze Viel-
Hören kann man den Sender auch unter decken. falt von Lurçats Schaffen zeigen.
www.swr.de/swrkultur. Das Spektrum reicht von Aquarel-
Im Paris der 1920er Jahre gehörte len und Zeichnungen über Litho-
er zur künstlerischen Avantgarde: graphien und Ölbilder bis hin zu
Von Benjamin Rannenberg Der Maler Jean Lurçat (1892 - 1966) Keramiken und den Wandteppi-
war eng befreundet mit Rilke, ver- chen, die nach seinen Entwürfen in
er Qualitätsjourna- kehrte und stellte mit Picasso, Max den traditionsreichen Tapisserie-
lismus im öffentlich- Ernst und Hans Arp aus. So richtig Manufakturen von Aubusson und
rechtlichen Hörfunk zu zu internationalem Ruhm kam der Gobelin gewebt wurden. Was
W schätzen weiß, kommt aus der Nähe von Gérardmer macht nun das Besondere aus?
an SWR Kultur nicht vorbei. Hinter stammende Franzose, der als Pa- Lurçat wurde zu Recht als „Erneu-
SWR Kultur, ehemals SWR2, zifist in den Schützengraben von erer des Bildteppichs“ gepriesen.
verbirgt sich das Kulturprogramm Verdun musste und im zweiten Durch eine reduzierte Farbpalette
des Südwestrundfunks. Täglich Weltkrieg in der Résistance und einen meist schwarzen Hinter-
grund brachte er die Teppiche
kämpfte, aber durch seine ganz
erreicht SWR Kultur bundesweit eigenen – meist monumentalen – dazu, wie aus sich selbst heraus zu
319.000 Hörerinnen und Hörer. Der Bildteppiche. leuchten. Zu seinen bevorzugten
sorgfältig abgewogene Mix aus Die konnten schon mal bis zu 14 Motiven zählen Tiere, Pflanzen und
Nachrichten, Genre-Schwer- Meter lang sein und hingen und die vier Elemente. Ausgehend von
punkten, Kulturtipps und mode- hängen teils bis heute in Gebäu- mittelalterlicher Symbolik bringt er
rierten Diskussionen zu relevanten den wie dem New Yorker UNO- sie durch seine kubistischen und
Themen unserer Zeit überzeugt voll Hauptquartier, Schweizer Firmen, surrealistischen Tendenzen in eine
und ganz. Mit einem aufgeräum- dem Mannheimer Nationaltheater, moderne, unverkennbare Bild-
teren Sendeschema werden neuer- dem Saarländischen Rundfunk - sprache, die heute zugleich archa-
dings den Hörerinnen und Hörern und seit 2002 auch in Eppelborn. isch und zeitlos wirkt. Lurçat, der
Dorthin gelangten sie dank der
Krieg und die ersten Atombom-
von Montag bis Freitag neben beiden saarländischen Pfarrer benabwürfe erlebte, feiert dabei
verschiedenen Formaten zu und mit Paul Ludwig (gestorben 1998) und alles Lebende, zeigt, dass alles zu-
klassischer Musik, Komponisten, Matthias Marx, die in Angers an der sammenhängt und mahnt, dass
Chansons und globaler Jazzmusik Loire Lurçats faszinierendes Meis- der Mensch das Schicksal des Pla-
(„Musikstunde“, „Treffpunkt Klassik“, terwerk „Le Chant du Monde“ neten in der Hand hat. Das macht
„Mittagskonzert“) auch interessant (1957-67) entdeckt hatten. Seitdem ihn so aktuell. sb
aufbereitete Informationen geboten. ließ sie Lurçats Kunst nicht mehr
In der Sendung „Das Wissen“ los. https://www.jean-lurcat.de
werden aktuelle Themen
beleuchtet, wie etwa zum Insekten-
sterben, Übergewicht bei Kindern
und Hitzeaktionspläne, die Vorbild
für andere Städte sein könnten.
Ebenfalls spannend und anspruchs-
voll gleichermaßen ist das Format
„hr 2 Hörbar“, wo montags bis
donnerstags von 15 bis 16 Uhr Musik
gespielt wird, in der Genre-Grenzen
überwunden werden. Während der
Sender an den Wochentagen auf
tiefgründige, vielseitige Informa- Foto: Silvia Buss
tionen und ausgewählte Musikbei-
träge setzt, stehen am Wochenende
überwiegend Konzerte, Hörspiele Jean Lurçats Wandteppiche haben eine unverkennbare Bildsprache,
und Oper auf dem Programm. die zugleich archaisch und zeitlos wirkt.
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