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Leben + Freizeit
Jörn
Dreßler,
besser
bekannt als
„Freaky Jörn“,
hat viele
Talente. Im
Saarland
wurde er
auch durch
zahlreiche
verrückte Foto: Iris Maurer
Aktionen
bekannt.
Ein echter saarländischer Freak
MENSCHEN IM SAARLAND Freaky Jörn ist ein Tausendsassa in der saarländischen Medienwelt
Von Katja Sponholz Dass er nicht auf Hardcore-Politik-Diskussionen steht, heißt
nicht, dass er oberflächlich ist. „Ich bin nicht der Clown, der
Was Jörn Dreßler von Beruf ist? Das ist eigentlich ganz leicht: nur tapsig-flapsig ist, ich kann auch ernste Interviews führen“,
Denn der zweifache, verheiratete Familienvater aus dem sagt er. Und sein Wissen vermitteln: nicht nur bei Publi-
Bliesgau ist Maler-Lackierer-Raumausstatter-Geselle. Auf kums-Führungen für den SR, sondern auch als Referent für
dem Papier zumindest. Denn viel mehr als alles andere ist er das Landesinstitut für Medien und Pädagogik.
Musiker, Moderator, Solokünstler, Texter, Komponist, Werbe- Weil er beim SR nicht fest angestellt ist, kann er sich auch
figur und Journalist. Von allem ein bisschen. Wobei auch das für andere Auftraggeber austoben. Und die Liste wird immer
nicht ganz zutrifft: Denn das, was der 44-Jährige macht, länger. Von A wie Arbeitskammer über K wie Karlsberg bis S
macht er 100-prozentig – und mit viel Spaß. Die Saarländer wie Saartoto. Längst bekommt er so viele Anfragen für Mo-
kennen und lieben ihn als „Freaky Jörn“, der ihnen das Gefühl derationen und Promotion, dass er sich die aussuchen kann,
gibt, einer von ihnen zu sein. Und zweifellos auf die er am meisten Lust hat. Dann ist sein
gilt er hierzulande als schillerndster Reporter „Ich bin nicht der Einsatz grenzenlos – und es stört ihn auch
am Mikro und vor der Kamera. Clown, der nur nicht, ob er sich dabei zum Affen macht. Klar
Zu verdanken hat er das der Oma seines tapsig-flapsig ist. Ich schlüpfte er auch schon in ein Funkenmarie-
besten Freundes, die ihn vor 20 Jahren dar- kann auch ernste chen-Kostüm, quetschte sich in eine Seifen-
auf aufmerksam machte, dass der SR für sei- Interviews führen“ kiste oder trank bei einem Tandem-Sprung
nen Jugendsender „UNSERDING“ Verstär- am Fallschirm eine Dose Urpils im Landean-
kung suchte: „Du bist den ganzen Tag doch flug.
eh nur am schwätze, geh do ma hin, viel- Auch, dass ihm – einem bekennenden
leicht bekommst du do noch Geld für!“ Nicht-Sportler – bei einer Reportage übers
meinte sie. Dann wäre das Ganze jedoch fast schief gegan- Footballspielen für die SR-Sportarena drei Rippen gebro-
gen: Denn statt eines „lustigen Umfragemachers“ wie er chen wurden, kann ihn nicht aufhalten. Denn auch, wenn er
dachte, wurde ein Nachrichtensprecher gesucht. Und so mit seinem lockeren Outfit und Daherschwätzen vielleicht
sollte er beim Casting eine traurige Nachricht von einem Zu- nicht so wirkt: Aber Freaky Jörn ist Perfektionist. „Ich lege
gunglück kindgerecht umformulieren. „Aber ich kann weder sehr viel Wert auf Kleinigkeiten“, gibt er zu. Und er wäre nicht
seriös noch hochdeutsch“ gibt er zu. „Ich habe nur noch ge- der Freaky Jörn, wenn er nicht vor einigen Jahren, als er sich
dacht: Ich muss hier weg!“ Deshalb habe er einen Gag aus von seinen Dreadlocks trennte, auch gleich einen Song und
der Meldung gemacht – und wurde danach prompt zum Videofilm daraus gemacht hätte. Schließlich hat er als Grün-
Chef zitiert. Doch Sokrates Evangelidis erkannte offenbar di- der der Band „Stillmuff“ auch den Traum von der Rocksän-
rekt sein Potenzial: Er lud ihn zu einem Praktikum ein – und ger-Karriere noch nicht ganz aufgegeben.
verpasste ihm mit Blick auf sein T-Shirt mit dem Aufdruck Nur in seinem ursprünglich gelernten Beruf fehlte es ihm
„Freak“ auch gleich den Namen, der bis heute Jörns Marken- am nötigen Know-How. „Es war echt nicht leicht, die Gesel-
zeichen ist. lenprüfung zu bestehen. Deshalb ziehe ich auch wirklich den
Ab da war „Freaky Jörns“ Aufstieg nicht mehr zu stoppen: Hut vor den Leuten im Handwerk“, erzählt Freaky Jörn. Kopf-
So moderierte Dreßler nicht nur mit einer Kollegin die Früh- schüttelnd erinnert er sich an einen Kollegen, der einmal
sendung „Die Schöne und das Freak“, sondern war auch Witze über Lehrlinge gemacht habe: „Das war richtig
ständig zu lustigen Aktionen im Saarland unterwegs. „Die scheiße“, meint er. Einen Gag um jeden Preis? Auf Kosten von
waren echt crazy, freaky und abgedreht“, erinnert er sich. Minderheiten gar? Für Jörn Dreßler undenkbar: „Ich glaube
Auch heute gibt es kaum etwas, was er nicht macht – vor- zwar, dass Comedy alles darf“, sagt er, „aber man muss
ausgesetzt, er fühlt sich wohl dabei. „Ich mache schon viel immer abwägen, ob man jemanden damit verletzen kann
Käse mit, aber es muss mir auch Spaß machen.“ oder jemandem weh tut.“
IV · AK-Konkret Spezial 6|24