Page 37 - AK-Konkret 2|2025 | AK-SPEZIAL „Für junge Leute“
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Kunst + Kultur

                                                                         AK und Filmbüro
                                                                         zeigen „Kohle

                                                                         und Stahl forever“

                                                                         RECHTSSCHUTZSAAL

                                                                         Dem gemeinsamen Erbe der Saar-Lor-Lux-
                                                                         Region widmet sich die Filmreihe „Kohle und
                                                                         Stahl forever“, die die Stiftung Rechtsschutz-
                                                                         saal gemeinsam mit der Arbeitskammer und
                                                                         dem Saarländischen Filmbüro im Kino Acht-
                                                                         einhalb zeigt. Am 8. Mai geht sie ins Finale
                                                                         mit  einem  quasi  grenzüberschreitenden
                                                                         Kurzfilmabend. Zu sehen gibt es an diesem
                                                                         Abend ab 19 Uhr etwa „Zwei Tage Grau“, ei-
        Armin Rohr, Ohne Titel (Spur), 2024, Acryl, Öl auf Leinwand, 140 x   nen Kurzspielfilm aus dem Jahre 1996. Er er-
        200 cm, Foto: Armin Rohr.                                        zählt von fünf Bergleuten und einer jungen
        Tatorte, Verfremdung                                             Rumänin, denen der Verlust ihrer Stamm-Im-
                                                                         bissbude droht. Ein Fastfood-Konzern streckt
                                                                         seine  Fühler  danach  aus.  Die  französische
        und Unheimliches                                                 Dokumentation „-1250“ von 2001 verfolgt die
                                                                         Schließung der Gruben im Lothringer Kohle-
                                                                         becken im Jahr 2000. Er zeigt letzte Bilder
        NEUNKIRCHEN  Werke Rohrs in der Städtischen Galerie              von der Arbeit unter Tage, während das Le-
                                                                         ben über der Erde weitergeht. Die Doku „Fei-
        Die Städtische Galerie Neunkir-  denen Menschen vor Landschaf-   erabend“ (1988) von Francis Brabant widmet
        chen zeigt noch bis 18. Mai eine   ten  oder  Bücherwänden  posie-  sich der Grube von Petite-Rosselle und ihrer
        Einzelausstellung  mit  neuen   ren, als Vorlage, um gerade de-  Bedeutung.  Er  lässt  auf  Französisch  und
        Werken Armin Rohrs. Die Schau   ren „Herzstück“, die Posierenden   Lothringer  Platt  auch  ehemalige  Bergleute
        will Einblicke in sein zeichneri-  zu  verunklaren,  zu  verwischen   zu Wort  kommen.  Der  Luxemburger  Doku-
        sches und malerisches  Werk   oder  bloß  grob  zu  skizzieren.   mentarfilm „Carreaux de Mine“ (1997) in deut-
        seit 2019 geben.             Ebenso ernst wie humorvoll hin-     scher  Sprache  von  Anne Schroeder unter-
                                     terfragt der Künstler damit die     nimmt zum Abschluss eine Reise durch die
        Mit viel Buntheit lockt Armin Rohr   heutige Selfie-Manie. Auf seinen   Minettegegend, von Luxemburg bis Lothrin-
        den Betrachter in seine Bilder,   malerischen Porträts im Brust-  gen.
        um ihn dann zu irritieren. Welche   bildausschnitt legt er neben   Am  17.  Mai  können  Interessierte  dann
        Persönlichkeit mag sich hinter   farblicher  Verfremdung  in     selbst auf Wanderung durch die Bergbaure-
        dem Porträt mit den verwischten   Schichten immer grobere Züge   gion rund um Bildstock gehen. Der Historiker
        Gesichtszügen verstecken,  fragt   über  die  Gesichter.  „Erfasst  ein   Frank Hirsch von der Arbeitskammer wird auf
        man sich. Oder: Welches Verbre-  Foto als bloße Momentaufnahme   dieser  beliebten  Eckstein-Wanderung  wie-
        chen wurde wohl in dem mit Flat-  einen   Menschen   wirklich?“   der vorbei an Absinkweiher, Bergehalde und
        terband abgesperrten Waldstück   scheint Rohr hier zu fragen, „oder   Bergwerk Reden wieder Interessantes über
        begangen, das die Teams in wei-  kann  Malerei  nicht  etwas  ver-  die Geschichte dieser Orte und Themen wie
        ßen  Schutzanzügen  gerade  un-  dichten  und  ausdrücken,  was   Solidarität  und  Mitbestimmung  erzählen.
        tersuchen? „Über Anomalien, Zu-  über die realistische  Abbildung   Auch ein Bergmannsfrühstück gehört dazu.
        fälle  und Wahrscheinlichkeiten“   hinausgeht?“                  Treffen zur Acht-Kilometer-Tour ist um 10.15
        heißt  die  große  Einzelausstel-  In der Werkgruppe „Wald-Orte“   Uhr  am  Rechtsschutzsaal.  Eine Anmeldung
        lung, die die Städtische Galerie   führt uns Rohr nur vordergründig   an  info@rechtsschutzsaal.de  ist erforderlich.
        Neunkirchen zurzeit dem Saar-  an „Tatorte“, wie wir sie aus Fern-  Der  Rechtsschutzsaal  selbst  wird  derzeit
        brücker Künstler Armin Rohr wid-  sehkrimis kennen, und lässt uns   renoviert, deshalb geht das Kulturprogramm
        met,  im  Untertitel.  Der  Obertitel   über  begangene Verbrechen   2025 „auf Tour“.              sb
        verrät,  was  Rohr  unter  anderem   spekulieren.  Seine  Wald-  und
        auszeichnet: „Aller Vergeblichkeit   auch  Wiesen-Orte  rufen  durch
        zum Trotz singe ich weiter mein   die verfremdete,  „unnatürliche“
        Lied.“  Trotz  alledem  und  unver-  Farbgebung  und  die  ratlos  wir-
        drossen malte und zeichnete er   kenden Schutz-“Geister“ letztlich
        auch  in  der  Corona-Zeit  weiter,   ein Gefühl des Unheimeligen,
        eröffnete sich neue Sujets.   der Unheimlichkeit hervor, mit
          Im Zentrum seines maleri-  der uns der Künstler über den         Foto: Christina Tsiakiris
        schen und zeichnerischen Werks   Zustand der  Welt ins Nachden-
        – zu sehen sind rund 70 Arbeiten   ken bringen will.    sb
        –  steht  weiterhin  die  menschli-
        che Figur. Oft nutzt Rohr banale   www.staedtische-galerie-      Die  erste  Eckstein-Wanderung  für  dieses
        Urlaubs-  und  Familienfotos,  auf   neunkirchen.de/             Jahr findet am 17. Mai statt.

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