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Zahlreiche
Beschäftigte
im Saarland
befürchten, Foto: Adobe Stock/ Wayhome
dass ihnen
bald hohe
Rechnungen
ins Haus
flattern.
Viele Beschäftigte plagen
riesige Sorgen vor der Zukunft
HOHE PREISE Menschen im Saarland blicken bange auf den Winter
Die Ungewissheit, was noch Dem ARD-Deutschlandtrend etwa Timo Schmitt. Der 43-jäh-
kommen mag, die hohen Heiz- von Mitte September zufolge rige Schlosser ist bei DB Cargo
kosten im anstehenden Winter haben sieben von zehn Befrag- tätig und lebt mit seiner Familie
und die Sorge vor Armut im Al- ten (70 Prozent) nach eigenen in einem Fünf-Personen-Haus-
ter treiben die Menschen auch Angaben damit begonnen, ih- halt. „Uns hat es vorher an nichts
im Saarland um. Wir haben mit ren Energieverbrauch zu sen- gefehlt. Doch mittlerweile ist al-
Beschäftigten darüber gespro- ken. Bereits im April waren es 64 les so teuer, dass es eine sehr
chen, wie sie die aktuelle Situa- Prozent. Fast die Hälfte der Be- schwierige Zeit ist“, erklärt
tion wahrnehmen, wie sie die fragten (47 Prozent) gab zudem Schmitt. Besonders problema-
massiv gestiegenen Kosten an, im Alltag weniger einzukau- tisch sieht er die Situation bei
stemmen und welche Erwar- fen. 50 Prozent der Befragten Menschen, die im Niedriglohn-
tungen sie an ihre Zukunft ha- sparen den Angaben zufolge sektor arbeiten: „Für uns ist es
ben. bei Freizeitaktivitäten. Sie ge- schon hart. Aber Leute, die we-
hen beispielsweise seltener in niger verdienen, müssen sich ja
Von Alexander Stallmann Restaurants, Kinos oder zu The- im Winter fast schon entschei-
und Simone Hien atervorführungen. 43 Prozent den, ob sie eher heizen oder
der Befragten gaben an, sich im was essen wollen.“ Beim Prob-
Die Menschen in Deutschland Urlaub einzuschränken. lem der gestiegenen Benzin-
sorgen sich angesichts der stei- Auch im Saarland reagieren preise sieht der 43-Jährige die
genden Preise um ihre wirt- die Beschäftigten bereits auf Regierung in der Pflicht.
schaftliche Situation und ihre die gestiegenen Preise und bli- Die besonderen Probleme im
Zukunft. Besonders betroffen cken mit Sorgen dem kommen- Niedriglohnsektor beschreibt
sind Menschen mit niedrigen den Winter entgegen. „Man auch Marina Rimkus. Die
Einkommen. Das spiegeln auch sieht einfach kein Licht mehr 52-Jährige ist Vorarbeiterin der
die Ergebnisse eine repräsenta- am Ende des Tunnels“, sagt Gebäudereinigung bei der UKS
tiven Umfrage der Hans-Bö-
ckler-Stiftung (HBS) wider.
Demnach machen sich mehr Corona war schon Wir wollten ein Haus
als die Hälfte der Erwersperso- sehr schlimm. Aber als Altersvorsorge
nen mit einem Haushaltsein- ich glaube, in diesem
kommen unter 1.300 netto kaufen. Das ist nun
große Sorgen um die eigene Winter wird alles noch aber nicht mehr
wirtschaftliche Situation. Über schlimmer. realisierbar.
alle Einkommensgruppen hin- Marina Rimkus Jessica Hoffmann
weg ist laut HBS-Befragung je- Vorarbeiterin der Gebäudereinigung Logistikerin
der Vierte über seine Finanzen
besorgt. Das führt unter ande-
rem dazu, dass die Menschen
ihr Konsumverhalten ändern.
12 · AK-Konkret 5|22