Arbeitskammer unterstützt Lohnforderungen der Gewerkschaften und fordert die Stärkung der Tarifbindung

Pressedienst vom

„Die Beschäftigten brauchen jetzt ein dauerhaftes, deutliches Einkommensplus”, erklärt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes. „Die Lohnforderungen in den aktuellen Tarifrunden sind voll gerechtfertigt, denn selbst wenn die Inflation nochmal auf ein normales Maß zurückgeht, wird das gestiegene Preisniveau bleiben“, betont Otto. „Die gestiegenen Lebenshaltungskosten reißen enorme Löcher in die Budgets der privaten Haushalte, nachdem die Beschäftigten an der Saar schon durch Corona erhebliche Einkommensverluste verkraften mussten“, so Otto weiter. Mit dieser klaren Position unterstützt die Arbeitskammer die gewerkschaftlichen Forderungen nach höheren Tarifgehältern.

Auch aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive sind Lohnerhöhungen aus Sicht der Kammer bedeutsam: Bei größeren Reallohnverlusten und damit einhergehenden Kaufkraftverlusten sind in der ohnehin schwierigen Lage ansonsten sogar weitere negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung an der Saar insgesamt zu befürchten. „Statt einer viel zitierten Lohn-Preis-Spirale ist dann eher mit einer gesamtwirtschaftlichen Abwärtsspirale zu rechnen“, befürchtet Otto.

„Die Belastungen durch Inflation und Transformation sind enorm und müssen gesellschaftlich fair und nicht einseitig zulasten der Beschäftigten verteilt werden“, fordert Otto. „Tragfähige Kompromisse dazu sind nur über sozialpartnerschaftlich ausgehandelte Tarifverträge in der gesamten Breite der Wirtschaft zu erreichen”, ist Otto überzeugt und plädiert für eine Stärkung der Tarifbindung.

Hintergrund:
Nach den Daten des IAB-Betriebspanels ist die Tarifbindung im Saarland seit Jahren rückläufig. Im Jahr 2020 waren nur noch 27 % aller saarländischen Unternehmen direkt tarifgebunden. Damit profitierten nur noch weniger als die Hälfte aller saarländischen Beschäftigten (48 %) unmittelbar von sozialpartnerschaftlich ausgehandelten tarifvertraglichen Regelungen. Die andere Hälfte der Beschäftigten muss stattdessen darauf vertrauen, dass ihre Arbeitgeber es sich nicht leisten werden, ihnen ähnlich Einkommenszuwächse zu verweigern. Einen Anspruch auf Übertragung haben sie indes nicht.

Weitere Informationen:
Ries, Karsten: Wohlstandsverluste mit höheren Einkommen abfedern. Beschäftigte brauchen dauerhafte Einkommenssteigerungen (AK Konkret 5/22, S. 18).
Ries, Karsten: Die Inflation birgt einen enormen sozialen Sprengstoff. Soziale Schere öffnet sich immer weiter (AK Konkret 4/22, S. 18).
Bauer, Patricia; Ries, Karsten; Webel, Carina: Importierte Inflation – Bekämpfung durch sozial-ökologische Transformation (AK Analyse 6/2022).

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