Für mehr Kitaplätze im Saarland brauchen wir viel mehr Personal

Pressedienst vom

„Rund 4.700 fehlende Krippen- und Kindergartenplätze im Saarland, ca. 50 % der Kita-Gruppen sind zu groß und für 76 % der Kinder in unseren Kita-Gruppen steht nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung – es sind alarmierende Zahlen, die uns hier vorgelegt werden“, kommentiert Thomas Otto das heute von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichte Ländermonitoring frühkindliche Bildungssysteme 2022. „Um allen Kindern eine qualitativ hochwertige Bildung von Anfang an zu ermöglichen, müssen wir endlich umsteuern. Wir brauchen massiv verbesserte finanzielle und fachliche Anstrengungen, um die Ressourcen des frühkindlichen Bildungssystems zu stärken“ fordert Otto. Und: „Um dem Rechtsanspruch nachzukommen, ist es mit einem bloßen Platzausbau nicht getan. Denn ohne Personal kann er nicht erfüllt werden. Allein für 4.700 neue Plätze bräuchte es 1.500 zusätzliche Fachkräfte“, unterstreicht Otto. Bereits jetzt fehlt es aber an einschlägigem Personal. Und die Tendenz ist steigend, denn eine Vielzahl von Erzieherinnen und Erziehern wird in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen und auch andere Felder der Kinder und Jugendhilfe suchen händeringend Personal.

Dass auch neun Jahre nach Verankerung des Rechtsanspruchs auf einen Kitaplatz für jedes Kind ab seinem ersten Geburtstag längst nicht alle Eltern für ihr Kind auch einen solchen erhalten, ist leider auch im Saarland Realität. Hierzulande klafft insbesondere im U3-Bereich laut Ländermonitoring eine Lücke zwischen Bedarf und Angebot von 13 %. Doch selbst wer einen begehrten Kitaplatz erhält, findet oftmals widrige Bedingungen vor: In allen Altersgruppen liegen die Personalschlüssel deutlich über den wissenschaftlich angeratenen. Altersgemischten Gruppen ab 2 Jahren attestiert die Studie einen besonders ungünstigen Wert von 1 zu 8,9 gegenüber einer Empfehlung von 1 zu 4,9. Auch in saarländischen Kindergartengruppen liegt der statistische Personalschlüssel von 1 zu 9,5 deutlich ungünstiger als die wissenschaftlich begründeten Empfehlungen von 1 zu 7,5. 

Zudem haben sich angesichts gegenwärtiger Herausforderungen wie der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine die Lebens- und Arbeitsbedingungen hierzulande verschärft. Für Kitas bedeutet dies Mehrarbeit ohne adäquate Ressourcen. „Daraus resultieren chronische Überlastungen und mehr Personalausfälle. Ein Teufelskreis“, so Otto. „Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist ein gezieltes Zusammenwirken kurz- und langfristiger Entlastungsstrategien notwendig, um Personal in Kitas zu halten und neue Fachkräfte zu gewinnen“, fordert Otto. „Dies gilt es, in der politischen Planung unbedingt zu berücksichtigen, denn nur so ist perspektivisch ein qualitativ hochwertiges Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsangebot zu gewährleisten. Das Arbeitsfeld Kita für junge Menschen attraktiver zu machen, muss daher zentrales Anliegen der Politik sein.“ 

Aus Sicht der Arbeitskammer müssen daher auch bestehende Strukturen überarbeitet werden. Zeitnah kann dies geschehen, indem das pädagogische Fachpersonal durch Hauswirtschaftskräfte unterstützt wird. Hierzu muss schnellstmöglich der Anteil der Hauswirtschaftskräfte pro Einrichtung erhöht werden. Zudem muss das pädagogische Personal auch durch Verwaltungskräfte von zunehmenden Verwaltungsaufgaben entlastet werden. „Dadurch könnten die Arbeitsbedingungen in den Kindertageseinrichtungen zumindest ein Stück weit verbessert werden“, so Otto.

Zwar sind bereits Verbesserungen in Form höherer Investitionen in den frühkindlichen Bereich zu verzeichnen, gleichzeitig sieht sich das Land weiterhin vor enorme gesellschaftliche und bildungspolitische Herausforderungen gestellt. „Wenn die im saarländischen Regierungsprogramm ausgerufene Maxime „Allen Kindern. Alle Chancen. Jederzeit!“ Realität werden soll, dann muss bereits bei unseren Jüngsten angesetzt werden“, so Otto abschließend. 
 

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