Alleinerziehende mit hohem Armutsrisiko – AK fordert wirksame Reformen

Pressedienst vom

In ihrer aktuellen Studie kritisiert die Bertelsmann Stiftung die prekäre Lebenssituation Allein-erziehender und ihrer Kinder. „Das bestätigt unsere eigenen Analysen für das Saarland“, betont Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes. Fast die Hälfte der al-leinerziehenden Familien im Saarland lebt unterhalb der Armutsgrenze. Und das, obwohl sie häufig einer Erwerbsarbeit nachgehen. „Alleinerziehende brauchen mehr finanzielle Sicherheit und eine Infrastruktur, die es Ihnen ermöglicht, die enormen Belastungen durch Familie und Job zu meistern“, betont Otto. „Notwendig sind deshalb die Einführung einer Kindergrundsicherung und eine Absicherung der erheblichen Mehrbedarfe getrennter Familien im Hartz-IV-System - und darüber hinaus. Und um die Erwerbstätigkeit zu unterstützen, sind unter anderem flexible und kostenlose Betreuungsangebote, eine Aus- und Weiterbildungsoffensive und intelligente Arbeitszeitmodelle (einschließlich Homeoffice) wichtig“, fordert Otto.

Alleinerziehende sind im Alltag enorm gefordert. Sie versorgen Kind/er und Haushalt meist allein. Oft sind sie dabei auch umfänglich erwerbstätig. In der Pandemie führte die weggefallene Kinderbetreuung, Homeschooling, Homeoffice und Einkommenseinbußen häufig zu einer Zerreiß-probe für diese Familien, da es ihnen an Entlastungsmöglichkeiten fehlte. Im Saarland lebten 2019 rund 19.000 alleinerziehende Familien mit 27.000 minderjährigen Kindern, meistens bei der Mutter. Mit 47,8 % ist dabei das Risiko, in Armut zu leben, fünfmal höher als das von Paarfamilien mit zwei Kindern.

Die Arbeitskammer weist seit Jahren auf die prekäre Situation dieser Familien hin. „Wir können es uns nicht leisten, so viele Familien am Rande der Gesellschaft allein zu lassen“, betont Otto. „Neben wirksamen Reformen wie eine Kindergrundsicherung und eine finanzielle Besserstellung dieser Familien brauchen wir auch bessere Erwerbschancen sowohl quantitativ wie auch qualitativ“, stellt Otto heraus. „Notwendig sind umfangreiche Beratungsangebote für (Wieder-) Einsteigerinnen aber auch ein auskömmlicher Mindestlohn und eine stärkere Tarifbindung statt Minijobs und Niedriglohn“, fordert Otto.

Armutsrisikoquoten 2019 im Saarland

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