Arbeitskammer: Wärmewende droht an sozialer Realität zu scheitern

Pressedienst vom

Eine neue Studie zeigt: Vier von zehn saarländischen Haushalten werden Investitionen in klimafreundliche Heizsysteme nicht aus eigener Kraft stemmen können. Die Arbeitskammer fordert deshalb gezielte Förderung, mehr Beratung und faire Finanzierung.

Die Arbeitskammer des Saarlandes hat heute eine umfassende Analyse zur sozialen Dimension der Wärmewende vorgestellt. Das Ergebnis ist ein deutliches Warnsignal: Fast 41 Prozent der saarländischen Haushalte sind finanziell überfordert, wenn es um den Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme geht. Bundesweit liegt dieser Anteil bei rund 30 Prozent.

Die Studie, erstellt von der Forschungseinrichtung des Sozialklimarats im Auftrag der Arbeitskammer, zeigt die Gründe für diese Schieflage klar auf: niedrige Durchschnittseinkommen, eine hohe Eigentümerquote und eine überdurchschnittlich alte Bausubstanz. Viele Häuser werden nach wie vor mit ineffizienten Ölheizungen betrieben – ein doppeltes Problem für Klima und Geldbeutel.

„Die Wärmewende ist nicht nur eine technische, sondern vor allem eine soziale Herausforderung“, betont Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes. „Für viele Eigentümerinnen im Saarland sind Investitionen in Wärmepumpe, Dämmung oder Nahwärmeanschluss schlicht unbezahlbar. Mieterinnen wiederum sind auf Vermieter*innen angewiesen, die oft weder die finanziellen Mittel noch den Überblick über Förderprogramme haben oder von rechtlichen Vorgaben überfordert sind. So bleibt die Wärmewende in der Realität vieler Haushalte stecken.“

Eine aktuelle Beschäftigtenbefragung der Arbeitskammer 2024 unterstreicht die soziale Sprengkraft des Themas: Zwar bemühen sich 80 Prozent der Befragten, klimabewusst zu leben. Zugleich befürchtet mehr als ein Drittel der Befragten, durch Klimaschutzmaßnahmen finanziell überfordert zu werden. Unter ihnen äußern sich fast zwei Drittel unzufrieden mit der Funktionsweise der Demokratie.

„Das ist ein deutliches Warnsignal“, mahnt Otto. „Wenn Klimapolitik soziale Ungleichheiten vertieft, gefährdet sie nicht nur ihre eigenen Ziele – sondern auch das Vertrauen in unsere demokratischen Institutionen.“

Zugleich birgt die Wärmewende im Saarland große Chancen für Beschäftigung und Qualifizierung. Vom Handwerk über die Planung bis hin zur Wartung neuer Systeme können zahlreiche Arbeitsplätze entstehen.

„Wenn das Land jetzt die richtigen Weichen stellt – mit Ausbildungsinitiativen, Qualifizierungsprogrammen und tariflich abgesicherten Jobs – kann die Wärmewende zum Beschäftigungsmotor werden“, so Otto.

Forderungen der Arbeitskammer im Überblick

  1. Soziale Förderpolitik statt Gießkanne: Die Bundesförderung für effiziente Gebäude muss stärker einkommensabhängig gestaffelt werden. Zusätzlich braucht es ein landeseigenes Förderprogramm, das gezielt Haushalte mit geringem Einkommen unterstützt – etwa über Tilgungszuschüsse oder zinsfreie Darlehen.
  2. Landesenergieagentur schaffen: Eine zentrale Energieagentur soll kostenlose Energieberatungen in allen Landkreisen anbieten, Bürger*innen bei der Antragstellung unterstützen und Transparenz in den Förderdschungel bringen.
  3. Serielles Sanieren im Quartier: Kommunale oder genossenschaftliche und quartiersbezogene Sanierungsprojekte können Kosten senken, lokale Arbeitsplätze schaffen und als Modell für eine flächendeckende Wärmewende dienen.
  4. Klare Kontrolle und Transparenz: Ein öffentliches Monitoring muss sicherstellen, dass Klimaziele und soziale Kriterien tatsächlich erreicht werden. Regelmäßige Evaluationen und Beteiligungsformate stärken Akzeptanz und Vertrauen.

Fazit

„Die Wärmewende im Saarland kann nur gelingen, wenn sie sozial gerecht gestaltet und solide finanziert ist“, so Otto abschließend. „Ohne klare Förderinstrumente, Transparenz und gezielte Unterstützung drohen nicht nur verfehlte Klimaziele – sondern auch neue soziale Spaltungen.“

 

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