Arbeitskammer will mit Guter Arbeit prekäre Beschäftigung bekämpfen

Pressedienst vom

Im Saarland ist jeder vierte Erwerbstätige atypisch beschäftigt – Quote bei Frauen noch höher

„Die positive Beschäftigungsentwicklung der letzten Jahre hat auch ihre Schattenseiten“, stellt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes, fest. Wie der AK-Jahresbericht 2019 belegt, ist im Saarland rund jeder vierte Erwerbstätige atypisch beschäftigt (24 Prozent), hat also nur einen befristeten Job, ist Leiharbeitnehmer oder übt eine Teilzeitbeschäftigung mit weniger als 21 Wochenarbeitsstunden aus oder einen Minijob. „Und mit 37 Prozent sind in keinem anderen Bundesland mehr Frauen prekär beschäftigt als im Saarland“, so Otto weiter.

Otto betont, dass sich die Arbeitskammer seit Jahren für die Eindämmung prekärer Beschäftigung einsetzt und ihre Anstöße für Gute Arbeit auch in der Landespolitik Niederschlag finden. Er verweist exemplarisch auf die „Beratungsstelle Wanderarbeit“ und die Projektstelle „Frauen im Beruf“, die bei der Kammer angesiedelt sind und mit Landesmitteln gefördert werden: „Die Beratungsstelle Wanderarbeit hat sich als fester Baustein zur Begrenzung von Lohn- und Sozialdumping im Rahmen der EU-Osterweiterung etabliert, und bei der Projektstelle ‚Frauen im Beruf‘ steht die Situation berufstätiger Frauen und von Gründerinnen im Mittelpunkt“, so Otto.

Im Zuge der Digitalisierung, insbesondere im Rahmen der Plattform-Ökonomie, entstehen nach Einschätzung der Arbeitskammer neue Prekarisierungsrisiken und Herausforderungen für Gute Arbeit. „Tarifbindung und Mitbestimmung sind hier Fremdworte - und der solidarische Einsatz für bessere Arbeit ist kaum ausgeprägt oder ihm werden Steine in den Weg gelegt“, kritisiert Otto: „Mit dem Anspruch an Gute Arbeit wird die Arbeitskammer den Wandel der Arbeitswelt auch zukünftig kritisch und konstruktiv begleiten und prekärer Beschäftigung entgegenwirken.“

Im Saarland ist atypische Beschäftigung nach Bremen (26 Prozent) bundesweit am stärksten verbreitet. Seit 1991 hat sich die Quote an der Saar insgesamt mehr als verdoppelt. Im Saarland sind vor allem der Niedriglohnbereich (20 %, Westdeutschland: 19 %), die ausschließlich geringfügige Beschäftigung (15 % zu 14 %) und Leiharbeit (3 %) besonders stark verbreitet, zeigen die Analysen der Arbeitskammer. 7,4 Prozent der Erwerbstätigen befinden sich zudem in einem befristeten Arbeitsverhältnis. Aus Kammersicht besonders prekär ist, dass im Juni 2018 rund 8.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (2 %) auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen waren, darunter knapp 1.900 Frauen und Männer, deren Einkommen trotz Vollzeitbeschäftigung nicht ausreichte.

Angesichts dessen begrüßt Otto die Initiative des Landes, mit dem Saarländischen Tariftreuegesetz einen Vergabemindestlohn bei öffentlichen Aufträgen vorzugeben. „Die Einhaltung der Mindestlöhne muss aber auch entsprechend kontrolliert werden“, fordert der AK-Hauptgeschäftsführer.


Hier noch zwei Grafiken zum Downloaden:

Prekäre Beschäftigung - Anteil an abhängig Beschäftigten in %

Atypisch Beschäftigte 2017 nach Bundesländern

 

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