Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung „Index-Gute Arbeit Saar“ zeigen enormen Handlungsbedarf im Saarland

Pressedienst vom

„In Sachen Guter Arbeit gibt es im Saarland an vielen Stellen enormen Verbesserungsbedarf“, sagt Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender der Arbeitskammer des Saarlandes, bei der Vorstellung der Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung „Index-Gute Arbeit Saar“. Seit der letzten Befragung zum „Index-Gute Arbeit Saar“ im Jahr 2019 hat sich die Arbeitswelt durch die Corona-Pandemie verändert. Vor allem die Verbreitung von Homeoffice und mobiler Arbeit hat stark zugenommen. Diese Veränderung hat neue Belastungen für die Beschäftigten im Zusammenhang mit Digitalisierung mit sich gebracht, ohne dass die „klassischen Belastungen“ wie die Arbeit in ungünstigen Körperhaltungen verschwunden sind. 

So ist für 57 % der Befragten noch immer körperlich schwere Arbeit in ungünstiger Körperhaltung weit verbreitet und 55 % der Beschäftigten werden in ihrem Arbeitsfluss sehr häufig unterbrochen. Auch ist für die Hälfte der Befragten das Arbeiten unter Lärm die Regel und ebenfalls für die Hälfte der Befragten ist der Arbeitstag geprägt von Arbeitshetze und Zeitdruck. „Was wir dringend brauchen, ist der Ausbau von Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsschutzes, die Einhaltung der geltenden Vorschriften des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und ihre wirksame Kontrolle durch Landesbehörden“, so Caspar. „Nur so können diese Belastungen endlich merklich reduziert werden, unter denen die Beschäftigten seit Jahren leiden.“

Was sich in den Ergebnissen auch deutlich zeigt, ist, dass für rund ein Drittel der Befragten durch die Digitalisierung die Überwachung und Arbeitskontrolle zugenommen hat. „43 % der Befragten sagen uns, dass in ihren Betrieben keine Regelungen bestehen, um diese Überwachung und Kontrolle zu unterbinden. Hier besteht dringender Nachholbedarf bei der Gestaltung der Digitalisierung“, so Caspar. Auch die Zunahme der Arbeitsbelastung durch die Digitalisierung, unter der rund 37 % der Befragten leiden, muss mit betrieblichen Regelungen wirksam begrenzt werden.

Hinsichtlich der angebotenen betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen stellt Caspar besorgt fest, dass diese „für 42 Prozent nicht ausreichen, um mit dem rasanten Strukturwandel Schritt zu halten. Die Betriebe müssen ihren Beschäftigten da weitaus mehr anbieten.“ Darüber hinaus gehört es auch zu Guter Arbeit, dass die Beschäftigten in der Arbeit ihr Wissen und Können kontinuierlich weiterentwickeln können. „Wie die Daten zeigen, ist dies aber für etwas mehr als ein Drittel nicht ausreichend gegeben“, so Caspar.  Wichtig ist, dass die Arbeit im Betrieb so organisiert ist, dass die Beschäftigten auch in ihrer Arbeitszeit ihr Wissen und Können kontinuierlich weiterentwickeln können. 

Dramatisch bewertet Caspar die Ergebnisse der Befragung zu den Themen Einkommen und Rente. „Dass für ein Drittel der Befragten das Einkommen nicht oder ,nur gerade so‘ ausreicht, ist nicht hinnehmbar. Und es ist überaus besorgniserregend, dass 40 % der Befragten davon ausgehen, dass die Rente, die sie aus ihrer Erwerbstätigkeit erhalten werden, nicht ausreichen wird“. Die Arbeitskammer fordert hier eine deutliche und umgehende Neuausrichtung der Rentenpolitik mit einer Anhebung des Rentenniveaus und einer Stärkung der gesetzlichen Rente. 

Mit Blick auf die Transformation, in der sich das Saarland und die Arbeitswelt befinden, wird deutlich, dass Arbeits- und Gesundheitsschutz, Weiterqualifizierung, ein angemessenes Einkommen und eine menschenwürdige Rente die Mindestbedingungen für „Gute Arbeit“ sind. „Nur mit guten Arbeitsbedingungen können die Herausforderungen der Zeit und die Transformation der Arbeitswelt gemeistert werden. Gute Arbeit muss das Ziel für die Gestaltung aller Arbeitsplätze bleiben. “, so Caspar abschließend.


Hintergrund: Im Rahmen der bundesweiten Befragung für den „DGB Index-Gute Arbeit“ wird alle drei Jahre im Auftrag der Arbeitskammer für das Saarland eine erweiterte Befragung durchgeführt („Index-Gute Arbeit Saar“), die dann aufgrund ihrer Größe für das Saarland repräsentative Ergebnisse liefert. Zudem wurde der Fragebogen um saarland-spezifische Fragen erweitert.  Im Saarland wurden von Dezember 2021 bis Juni 2022 insgesamt 1.001 Beschäftigte befragt (bundesweit 6.689). Der „Index-Gute Arbeit Saar“ ergibt also ein klares Bild, wie es im Saarland um „Gute Arbeit“ bestellt ist. 

Mehr Infos zum „Index-Gute Arbeit Saar“ unter: www.arbeitskammer.de/index-gute-arbeit-saar 

Ansprechpartner für die Beschäftigtenbefragung ist Dr. Matthias Hoffmann, Tel. 0681/4005-329
 

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