Eine aktuelle Studie der htw saar und des Instituts für Unternehmenswertsteigerung (IfUWS) zeigt: Immer mehr saarländische Betriebe finden keine Nachfolge. Drei übergabebereite Unternehmen treffen auf nur eine übernahmeinteressierte Person. Diese Nachfolgelücke gefährdet Arbeitsplätze, Wertschöpfung und die wirtschaftliche Stabilität des Saarlandes. Das ist ein alarmierendes Signal für den Standort“, erklärt Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes. „Wir dürfen nicht zusehen, wie gesunde Unternehmen verschwinden, nur weil keine klassische Nachfolgelösung gefunden wird. Wir müssen den Blick auf das Thema erweitern und uns über weitere, alternative Instrumente Gedanken machen. Eine oft übersehene Möglichkeit besteht darin, dass die Beschäftigten selbst ihren Betrieb übernehmen und als Genossenschaft gemeinschaftlich weiterführen können.“
Workers’ Buyouts – also Unternehmensübernahmen durch die eigene Belegschaft – sind eine realistische und sozial nachhaltige Option, um Firmen und Arbeitsplätze zu erhalten, vor allem wenn die Betriebe als Genossenschaft weitergeführt werden. Dieses Modell wird bereits in anderen Ländern wie Italien sehr erfolgreich praktiziert. „Genossenschaften bieten den großen Vorteil, dass sie dem Wohle ihrer Mitglieder und nicht dem Profit verpflichtet sind. Zusammen mit ihrer demokratischen Grundpraxis macht sie das zu einem zukunftsfähigen und stabilen Modell für Betriebe“, so Otto.
Laut der Studie der htw saar scheitern viele Nachfolgen nicht an der Wirtschaftlichkeit, sondern an fehlendem Vertrauen, psychologischen Hürden und Finanzierungsproblemen. „Gerade hier kann die Politik ansetzen“, betont Otto. „Wir brauchen Programme, die gezielt auch genossenschaftliche Workers‘ Buyouts unterstützen – von der Beratung bis zur Finanzierung. Die Unternehmensnachfolge darf nicht nur als Managementaufgabe betrachtet werden, sondern als Chance für eine demokratischere Wirtschaftsstruktur“.
Die Arbeitskammer sieht in genossenschaftlichen Workers‘ Buyouts ein weiteres, bislang unterschätztes Instrument, um regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken und Arbeitsplätze zu sichern. Insbesondere dann, wenn klassische Instrumente der Unternehmensnachfolge und der Gründerberatung an ihre Grenzen kommen. „Wenn Beschäftigte ein Unternehmen übernehmen, bleibt Know-how im Betrieb, regionale Wertschöpfung wird gesichert und Mitbestimmung ausgebaut. Das ist nachhaltige Strukturpolitik im besten Sinne“, sagt Otto.
Weitere Informationen zur Studie „Unternehmensnachfolge im Mittelstand“ des Instituts für Unternehmenswertsteigerung (IfUWS) in Kooperation mit der htw saar unter: www.ifuws.de