1. Ausgangssituation

Im Frühjahr 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, führte der damalige Arbeitgeber – die Torpedo Garage – Kurzarbeit ein. Gleichzeitig teilte er dem Betriebsrat mit, dass weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld gezahlt werden und auch keine Tarifsteigerungen mehr erfolgen würden. Diese Ankündigung stellte einen erheblichen Einschnitt für die Belegschaft dar. Zum 31. Dezember 2020 trat das Unternehmen zudem aus der Kfz-Innung aus, wodurch die Anwendung des geltenden Flächentarifvertrags für das Kfz-Handwerk im Saarland entfiel. Damit drohten für die Beschäftigten dauerhaft der Wegfall tariflicher Leistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie künftige Entgelterhöhungen.

2. Maßnahmen des Betriebsrats und der IG Metall

Der Betriebsrat reagierte umgehend auf das Vorgehen des Arbeitgebers. In mehreren Betriebsversammlungen informierte er die Belegschaft ausführlich über die Auswirkungen des Austritts aus der Innung sowie über das drohende Wegfallen tariflicher Standards. Darüber hinaus suchte der Betriebsrat das persönliche Gespräch mit den Beschäftigten und führte zahlreiche Einzelgespräche in den verschiedenen Abteilungen.

In Zusammenarbeit mit der IG Metall wurden über einen Zeitraum von einer Woche hinweg in allen saarländischen Betrieben „aktive Mittagspausen“ organisiert, um öffentlichkeitswirksam auf die Situation aufmerksam zu machen und den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen. Ziel dieser Maßnahmen war es, den Arbeitgeber zu Verhandlungen über einen Haustarifvertrag zu bewegen und damit wieder verlässliche tarifliche Regelungen für die Beschäftigten zu schaffen.

3. Ergebnis der Verhandlungen

Der Einsatz zeigte Wirkung: Im November 2020 fand ein erstes Sondierungsgespräch zwischen Arbeitgeber, Betriebsrat und IG Metall statt. Schließlich wurde am 25. Oktober 2021 ein Haustarifvertrag abgeschlossen, der bis Juni 2025 Gültigkeit hatte. Nach einem erneuten Inhaberwechsel im August 2024 begannen im Frühjahr 2025 die ersten Gespräche über einen neuen Tarifvertrag. Diese mündeten im Juli 2025 in einen neuen Haustarifvertrag mit deutlich verbesserten Konditionen gegenüber dem vorherigen Vertrag. Dieser neue Tarifvertrag gilt bis 2027 und liegt prozentual sogar über dem Flächentarifvertrag des Kfz-Handwerks im Saarland.

Parallel dazu gelang es im Juli 2023, einen Konzernbetriebsrat (KBR) zu gründen. Zudem wurden in zwei weiteren Betrieben der Unternehmensgruppe Betriebsräte ins Leben gerufen. Für diese Bereiche konnten im Jahr 2025 ebenfalls Haustarifverträge mit der IG Metall abgeschlossen werden. Während des gesamten Prozesses fanden regelmäßig IG Metall-Mitgliederversammlungen statt, bei denen die Beschäftigten über den Stand der Verhandlungen informiert und aktiv eingebunden wurden.

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