„Eine hohe Arbeitsbelastung macht krank. Und ohne wirksame Kontrollen wird die Gesundheit der Beschäftigten täglich aufs Spiel gesetzt“, macht Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender der Arbeitskammer des Saarlandes, bei der die 26. Netzwerkveranstaltung „Gesundes Arbeiten – unser Ziel!“ im AK-Bildungszentrum Kirkel deutlich. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von den vier Geschäftsstellen der IG Metall im Saarland, der Arbeitskammer des Saarlandes sowie der Arbeit und Leben gGmbH Rheinland-Pfalz/Saarland durchgeführt.
Schlechte Arbeitsbedingungen gehören nach wie vor zum Alltag in vielen saarländischen Industriebetrieben. „Oft ist es die einfache Arbeit unter schlechten Bedingungen, die Unterbesetzung mit dementsprechend hoher Arbeitsverdichtung oder die zunehmende mentale Belastung, die die Beschäftigten täglich an ihre Grenzen bringen“, ergänzt Lee Hirschel von der IG Metall.
Ein besonderes Problem sieht die Arbeitskammer in der steigenden Zahl von Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen. Obwohl die Gefährdungsbeurteilung gesetzlich vorgeschrieben ist, werde die psychische Belastung in den Betrieben häufig nicht berücksichtigt – mit gravierenden Folgen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. „Um hier gegenzusteuern, brauchen wir eine funktionierende Gewerbeaufsicht im Saarland, die in der Lage ist, ihren gesetzlichen Auftrag auch tatsächlich zu erfüllen“, forderte Caspar.
Die Situation im Arbeitsschutz bezeichnete er als „wenig erfreulich“. In einer sich rasant wandelnden Arbeitswelt mit zunehmendem Druck auf die Beschäftigten dürfe Arbeitsschutz keinesfalls zurückgefahren werden. Arbeitsverdichtung, verkürzte Pausen, wechselnde Arbeitszeiten oder Mehrarbeit wegen Personalmangels führten zu dauerhaftem Stress. Viele Beschäftigte arbeiteten trotz Krankheit weiter – aus Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Laut AK-Beschäftigtenbefragung 2024 befürchten 38 Prozent der Beschäftigten in der Stahlindustrie und 56 Prozent im Maschinenbau eine Verschlechterung ihrer beruflichen Situation in den nächsten drei Jahren.
Auch bei klassischen Arbeitsschutzthemen zeigt sich Handlungsbedarf: Beschäftigte berichten von fehlender Schutzausrüstung und schlechten klimatischen Bedingungen an ihren Arbeitsplätzen. Dauerhafte Belastungen können zu ernsthaften Erkrankungen und langfristigen Arbeitsunfähigkeiten führen. Deshalb sei es entscheidend, dass Betriebe die Gefährdungsbeurteilung ganzheitlich umsetzen – körperliche wie psychische Belastungen müssten erfasst und entsprechende Schutzmaßnahmen eingeführt werden.
Die Verantwortung dafür liege klar bei den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern. Doch ohne wirksame Kontrollen durch die zuständige Aufsichtsbehörde bleibe das Gesetz wirkungslos. Ab 2026 schreibt das Arbeitsschutzgesetz eine jährliche Mindestbesichtigungsquote von fünf Prozent vor. „Mit derzeit lediglich 18 Vollzeitkräften und einer Dreiviertelstelle im Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz ist diese Quote unerreichbar“, kritisierte Caspar. „Das Landesamt ist seit Jahren unterbesetzt. Da muss sich etwas ändern! Ohne ausreichende Kontrollen riskieren wir tagtäglich die Gesundheit der Beschäftigten.“
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